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Sie trifft immer den richtigen Ton – Stipendiatin Lina Margaretha Wagner

Lina Margaretha Wagner ist ein richtiges Stimmwunder und begeistert mit ihrem Gesang. Ihre Leidenschaft für das Singen begann schon sehr früh. Wie die Erfurterin sich bisher gesanglich entwickelt hat, was sie neu gelernt und erlebt hat, erzählt sie euch selbst im Blog:

Jugend musiziert 2017

„Meine Liebe zum Singen begann mit den virtuosen Arien der Königin der Nacht aus Wolfgang Amadeus Mozarts „Die Zauberflöte“. Ich war sofort davon begeistert, wie ein Mensch solche hohen, schnellen und gleichzeitig schönen Töne produzieren kann und wollte es direkt selbst ausprobieren. Ich möchte gar nicht wissen, wie es geklungen hat, wenn ich mit meinen damals etwa sechs Jahren versucht habe diese Stücke zu singen. Seitdem ist der Wunsch Sängerin zu werden immer mehr oder weniger präsent gewesen und bestimmt seit meiner Zeit am Musikgymnasium in Dresden meine Lebensweise und beeinflusst maßgeblich alle größeren Entscheidungen.

Mit 10 Jahren habe ich begonnen im Philharmonischen Kinderchor (heute Chorakademie Erfurt) meiner Heimatstadt zu singen. Regelmäßige Proben und Konzerte, Sommertourneen durch ganz Deutschland und vor allem die Produktionen am Theater Erfurt haben mir immer viel Freude bereitet. Der Gedanke, ein Musikinternat zu besuchen, reifte dann so ungefähr mit 14-15 Jahren, als ich auch in Weimar meinen ersten Gesangsunterricht bekam. Unglaublich glücklich war ich, dass ich ein Jahr später die Chance bekommen habe in Dresden mit gleichgesinnten Jugendlichen auf ein Musikstudium hinzuarbeiten. Von vielen sehr engagierten Lehrern betreut habe ich vier Jahre intensiv solistisch und im Chor gesungen, Konzertreisen nach Paris, in die Schweiz und Italien unternommen, szenisch gearbeitet sowie mich mit Musiktheorie und -geschichte beschäftigt.

Lina Wagner zum Abschlusskonzert der Vielklang Akademie Tübingen

An diese Zeit in Dresden knüpfen sich viele schöne Erinnerungen: meine erste vollständige Opernpartie in Brittens „Der kleine Schornsteinfeger“, Sprecherziehungsstunden, in denen nicht nur über die richtige Artikulation und Atmung gesprochen wurde. Aber auch ein emotional bewegendes Benefizkonzert für krebskranke Kinder in der Kreuzkirche. Der gute Kontakt zu Lehrern, Mitschülern und Freunden ist geblieben, und ich bin immer wieder gern für ein paar Tage dort.

Erfolge in der Kunst sind ja immer sehr vom Subjektiven abhängig und nur schwer messbar. Es gibt natürlich Parameter wie Intonation, Schnelligkeit oder Stilsicherheit aber im Endeffekt muss dem Zuhörer die Stimme gefallen, das Kleid, das du anhast und im Idealfall berührst du jemanden mit deinem ganz individuellen Ausdruck. Daher stehen Musikwettbewerbe immer in der Diskussion, denn dem einen liegt es, sich in dieser oft etwas nüchternen und ungewohnten Atmosphäre von seiner besten Seite zu zeigen und der andere singt lieber in einer geschlossenen Inszenierung. Nichtsdestotrotz finde ich Wettbewerbe unglaublich interessant. Man trifft viele Sänger im ähnlichen Alter, kann sich über die Ausbildung austauschen, hören, was die anderen gerade singen, neue Stücke kennenlernen und mit ein bisschen Glück und gutem Fokus erhält man vielleicht sogar noch einen Preis. Das intensive Arbeiten an einem bestimmten Programm zeigt auch immer wieder, wie viel man in ein und demselben Stück entdecken kann, wenn man sich lange und intensiv damit beschäftigt. Neben dieser Bereicherung habe ich es nach einem Jahr mit denselben Liedern und Arien oft als befreiend empfunden, mich endlich wieder an neuem Repertoire auszuprobieren.

Benefizkonzert für krebskranke Kinder 2018

Meine Erfolge messe ich auch deshalb gerne an anderen Dingen als Urkunden und Preisen, weil diese nur einen ganz kleinen Moment eines viel größeren Prozesses beschreiben. Wenn ich eine Arie lange nicht gesungen habe und nach einem halben Jahr plötzlich feststelle, dass ich an einer Stelle nicht mehr atmen muss oder wenn ich eine Bühne betreten kann, ohne vor Aufregung einen trockenen Mund zu bekommen, dann freue ich mich über diese kleinen Veränderungen, die mir das Singen jedoch wahnsinnig erleichtern. Die Besonderheit beim Singen gegenüber anderen Instrumenten und Sportarten ist, dass man den Prozess nur fühlen und nicht sehen kann. Je besser ich meinen Körper kenne, desto besser kann ich mich an eine Situation anpassen und reagieren, auch wenn ich mich einmal nicht so wohl fühle. Als Sängerin bin ich mein eigener Resonanzkörper und muss der eigenen Entwicklung körperlich und psychisch achtsam auf den Grund gehen. Das braucht Zeit und eine große Ehrlichkeit sich selbst gegenüber und erfahrenere Menschen, die diesen Prozess fördern und begleiten. Ich habe festgestellt, dass ich am besten und liebsten singe, wenn ich ganz bei mir, der Musik und den Menschen bin, die ich damit erreichen möchte. Und wenn das alles ineinander greift, dann entstehen ganz besondere Momente, auf die ich, auch wenn sie rar gesät sind, besonders stolz bin.

Konzert der Vielklang Akademie Tübingen 2019

Das Schöne und gleichzeitig auch Frustrierende am Singen oder Musizieren im Allgemeinen ist die Flüchtigkeit der Musik, wenn man nicht gerade eine Aufnahme macht. Sie behält dadurch einen gewissen Zauber, der aus dem Unmittelbaren heraus entsteht. Das in Verbindung mit spannenden Begegnungen und einem gewissen sportlichen Anreiz fasziniert mich immer wieder aufs Neue und lässt mich an meinem Weg zur professionellen Sängerin festhalten. Und außerdem gibt es noch viel zu viele Stücke von Mozart, Schubert, Puccini und den ganzen anderen großartigen Komponisten, die ich unbedingt noch singen möchte.
Jetzt stehen demnächst auch wieder einige Konzerte an, auf die ich mich bereits sehr freue. Wie beispielsweise am 2. November 2019 in der St. Franziskus Xaverius Kirche in Mörsenbroich oder Anfang Januar 2020 das Neujahrskonzert in der Michaeliskirche in Erfurt!“


„Die Fördermittel der Sparkassenstiftung Erfurt haben es mir ermöglicht, an sehr lehrreichen Meisterkursen im In- und Ausland teilzunehmen, zu Konzertorten zu reisen und dort mit vielen interessanten Musikern in spannenden Projekten zu arbeiten. Grundlage dafür sind meistens viele Stunden der Vorbereitung, die auf der Basis von Notenmaterial erfolgt. Mein Bücherregal konnte ich dank der Stiftung um einige neue Werke und Fachliteratur erweitern. Dafür kann ich mich gar nicht genug bedanken und es allen jungen engagierten Talenten, egal ob in der Musik, der Wissenschaft oder im Sport, unbedingt empfehlen, sich für ein Stipendium der Sparkassenstiftungen zu bewerben.“

 

Weitere Informationen zu den Stipendien gibt’s unter:

www.sparkassenstiftung-erfurt.de

www.sparkassenstiftung-soemmerda.de

www.sparkassenstiftung-weimar.de

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Ein Gedanke zu „Sie trifft immer den richtigen Ton – Stipendiatin Lina Margaretha Wagner“

  1. Avatar-Foto

    Liebe Azubi Redaktion, liebe Lina,

    ein tadelloser Blogeintrag, den man als Sängerin und Vollblutmusikerin mit riesigem Interesse liest und wärmstens weiterempfehlen kann! 🙂
    Die Flüchtigkeit der Musik ist wahrlich das zweischneidge Schwert innerhalb der Branche- hier liegen Hoffnung, Glück, Mut und Frustration ganz nah beinander.
    Vielen lieben Dank nochmal, echt klasse!

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