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Politische Schocktherapie

Marktkommentar Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, das Wertpapierhaus der Sparkassen

Die zurückliegende Woche war nichts für schwache Nerven. Die Rentenmärkte haben den erwarteten Wahlsieg des rechten Bündnisses in Italien noch relativ gut weggesteckt. Quasi aus dem Nichts gab es jedoch einen Schock auf den britischen Inseln. Die Ankündigung der neuen britischen Regierung eines riesigen Wachstumspakets wurde an den Finanzmärkten gleichgesetzt mit höherer Inflation und anspringender Staatsverschuldung: Umgehend rutschte das britische Pfund ab und die Anleiherenditen stiegen stark an. Die Auswirkung war so groß, dass sich die Bank of England zur Wahrung der Finanzmarktstabilität genötigt sah und massiv intervenierte. Sie hat in den vergangenen Tagen in großem Umfang langlaufende britische Staatsanleihen gekauft und damit die Renditen wieder nach unten gedrückt.

Die Defekte an den Gasleitungen in der Ostsee schockierten insoweit, als dass Angriffe auf die kritische Infrastruktur Westeuropas in den Fokus der Öffentlichkeit rückten. Die möglichen drohenden Engpässe bei der Energieversorgung und hohen Preise haben die deutsche Bundesregierung dazu bewogen, eine Gaspreisbremse einzuführen. Bis zu 200 Mrd. Euro sollen für die Entlastung der Haushalte und Unternehmen bereitstehen. Große finanzpolitische Ausgabenprogramme und Steuersenkungen stützen die Nachfrage der privaten Haushalte und wirken sich tendenziell preistreibend aus. Dies erschwert die notwendige Inflationsbekämpfung der Notenbanken.

Die politische Schocktherapie und schwache Konjunkturdaten haben erst einmal dazu geführt, dass Rezessionssorgen in der Marktwahrnehmung mögliche Inflationsängste überwogen. Dies lastete auf den Aktienmärkten. Der Deutsche Aktienindex DAX fiel auf ein neues Jahrestief unter 12.000 Punkte. Da mutete das lange und laute Glockeläuten beim Börsengang des deutschen Sportwagenherstellers fast wie das Pfeifen im Walde an. 

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