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Kräftemessen mit den Notenbanken

Marktkommentar von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.

An den Kapitalmärkten war es eine große Woche der Notenbanken. Mit der US-amerikanischen Fed, der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England tagten die Zentralbankräte dreier wichtiger Währungen. Insbesondere in den Vereinigten Staaten wurden dabei starke Diskrepanzen zwischen der Einschätzung der Fed und der Meinung der Marktteilnehmer über die weitere Zinspolitik deutlich. Da bemühte sich die Fed in der Begründung zu ihrer Zinserhöhung um 25 Basispunkte deutlich zu machen, dass es noch Bedarf für weitere Zinserhöhungen gäbe, aber die Märkte glaubten ihr und den Ausführungen ihres Präsidenten bei der Pressekonferenz einfach nicht. Ähnliches bei der EZB: Sie erhöhte die Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt und kündigte mindestens eine weitere Erhöhung an, aber trotzdem sanken an den Anleihemärkten die Renditen. Dies sind zwei von vielen Indizien für das kräftemessende Armdrücken, das gegenwärtig zwischen Notenbanken und Märkten stattfindet.

Die Makroökonomie sendet widersprüchliche Signale. Einerseits über die Stärke der Konjunktur und andererseits die Frage, ob der absehbare Rückgang der Inflationsraten den Inflationsspuk tatsächlich beenden kann. Es spricht einiges dafür, dass die Notenbanken sich für eine Lockerung der Geldpolitik etwas länger Zeit lassen als es sich die Märkte wünschen. Bis es hier in der zweiten Jahreshälfte mehr Klarheit gibt, freuen sich die Aktienmärkte erst einmal über ein freundliches Umfeld. Die Unternehmensberichte über die Gewinne im zurückliegenden Quartal fielen zwar gemischt aus, aber auch hier kann von einem Absturz nicht die Rede sein. Dieser Mix gab dem Dax in der zurückliegenden Woche kräftigen Auftrieb.

In der kommenden Woche stehen vor allem Wirtschaftsdaten aus Deutschland an. Mit dem sentix-Stimmungsindex gibt es die erste Duftnote zum Wirtschaftsverlauf im Januar. Daten zur Industrieproduktion werden ebenfalls gemeldet. Hier liegen die Werte für den Dezember 2022 vor. Das deutsche produzierende Gewerbe sieht sich großen Herausforderungen gegenüber. Eine geringere Nachfrage aus dem Ausland und gestiegene Energiekosten im Inland führen vor allem für die energieintensiven Industriebranchen zu Produktionsrückgängen. Ein schweres Paket hat auch die Bauwirtschaft zu schultern. Nicht nur, dass Material und Arbeitskräfte knapp sind, auch lassen die massiv gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten die Baunachfrage zurückgehen.

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