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Höret, wie die Notenbanken klingen!

Ein Marktkommentar von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank

Dies war keine Woche wie jede andere. Die Spannung an den Finanzmärkten war mit den Händen zu greifen. Es ging mit einer abermaligen Überraschung los: Der fünfte Rückgang der US-Inflationsrate fiel stärker aus als erwartet. Erleichterung und Freude ließen die Kurse an Aktien- und Rentenmärkten steigen. Doch war an dieser Stelle aus fundamentaler Sicht schon Obacht geboten, denn nur geldpolitisch weniger relevante Bestandteile, wie zum Beispiel die Energiepreise, haben den Rückgang der Inflationsrate hervorgerufen. Bei den binnenwirtschaftlichen Komponenten, wie den Dienstleistungspreisen, gab es kaum Entspannungssignale.

Am Mittwoch erhöhte diese die Spannung und die Herausforderung für die amerikanische Zentralbank Fed bei ihrer Zinsentscheidung. Es gab die erwartete Leitzinserhöhung um 50 Basispunkte. Doch für die Märkte war die Kommunikation der Entscheidung im wahrsten Sinne des Wortes entscheidend: In der anschließenden Pressekonferenz machte Fed-Chef Powell deutlich, dass die Voraussetzungen für eine Leitzinserhöhungspause trotz rückläufiger Inflationsraten nicht erfüllt sind. Diese Worte wollten die Marktteilnehmer wohl nicht glauben und ließen eher freundliche Marktreaktionen folgen. Am Donnerstag agierte die Europäische Zentralbank mit der Leitzinserhöhung um ebenfalls 50 Basispunkte. Hinzu gab es den klaren und harten Hinweis, dass die Zinstreppe noch weitere Schritte nach oben gegangen werden wird. Diesmal indes haben die Märkte die geldpolitische Botschaft akzeptiert und mit Kursverlusten an Aktien- und Rentenmärkte reagiert.

In der anstehenden Woche könnte es besinnliche Tage geben: Die Botschaften der Notenbanken bedacht, abgewogen und verarbeitet werden. Ein wohl besserer Wert für das ifo Geschäftsklima in Deutschland am Montag wird weniger Beachtung finden. Absoluten Vorrang hat die Frage, ob die Zentralbanken vor allem mit Blick auf angespannte Arbeitsmärkte und nennenswerten Lohnsteigerungen die geldpolitische Straffung spürbar weiter vorantreiben. Setzt sich die Marktwahrnehmung eines „höher für länger“ beim Zinsausblick durch, würde das zunächst für eine Phase schwächerer Börsen und festerer Renditen an den Rentenmärkten sprechen.

Susanne Haack

Susanne Haack

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