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Gipfelsturm abgeblasen

Sah es zu Beginn der abgelaufenen Börsenwoche noch so aus, als wollte der Dax zu einem Gipfelsturm auf neue Höchststände ansetzen, so scheiterte er dann doch schon an der 16.000-Punkte-Marke und ging fast unverändert aus der Handelswoche hinaus. Insgesamt liefern die Unternehmen weiterhin besser als erwartete Quartalsberichte. Die Gesellschaften können mit dem inflationären Umfeld weiterhin recht gut umgehen. Auch von der Inflation selber gab es ermutigende Nachrichten: Der US-Preisauftrieb schwächte sich im April leicht über den Erwartungen ab. Für die Wirtschaft sind das gute Nachrichten, denn je schneller die Inflation sich wieder beruhigt, desto weniger müssen die Notenbanken geldpolitischen Gegenwind entfachen. Allerdings gab es nicht nur Sonnenschein. So wurden schlechte Zahlen aus der deutschen Wirtschaft sowohl bei der Produktion, als auch bei den Auftragseingängen und der Ausfuhr gemeldet. Auch der Umsatz im deutschen Einzelhandel verringerte sich deutlich. Diese – teilweise starken – Rückgänge sollten allerdings nicht überbewertet werden. Bereits im Dezember 2022 gab es reihenweise rückläufige Wirtschaftsdaten, die nach einigen Wochen durch die Statistik nach oben korrigiert wurden.

Aber von konjunktureller Euphorie kann man für die gesamte Weltwirtschaft gegenwärtig nicht sprechen.Dazu kommt eine besondere Problemlage in der US-amerikanischen Finanzpolitik: Im Januar wurde die Schuldenobergrenze von gut 31 Billionen US-Dollar erreicht und seither werden Rechnungen mithilfe von „außergewöhnlichen Finanzmitteln“ bezahlt. Bereits Anfang Mai sorgte US-Finanzministerin Janet Yellen für Aufregung als sie davor warnte, dass dem Schatzamt deutlich früher als bisher gedacht – nämlich bereits Anfang Juni – die finanziellen Mittel ausgehen könnten. In diesem Fall würden nicht nur Rentenzahlungen und Sozialleistungen gestoppt werden, sondern auch der Zinsdienst sowie Rückzahlungen von Staatsanleihen. Politisch bedingte Unsicherheiten oder Verzögerungen könnte das Finanzsystem weltweit erschüttern. Dazu wollen es die politischen Parteien zwar nicht kommen lassen, aber das Tauziehen im Repräsentantenhaus um einen Beschluss zur Erhöhung der Obergrenze braucht seine Zeit. 

Susanne Haack

Susanne Haack

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