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Gift für die Konjunktur

Ein Marktkommentar von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.

Inflation und immer wieder Inflation. Die neuesten Daten zur Entwicklung der Teuerung im Februar fielen enttäuschend aus. Während sich die Preisentwicklung bei der Energie langsam beruhigt, waren die Lebensmittel nun die neuen Preistreiber. Hier sind es vor allem verarbeitete Lebensmittel, bei denen gestiegene Energiekosten und Rohstoffpreise an die Verbraucher weitergegeben werden. Diese wiederum versuchen, die Einbußen bei ihren Arbeitgebern einzufordern. Die ersten Warnstreiks in den großen Dienstleistungsbranchen, bei denen in diesem Jahr Lohnverhandlungen im Kalender stehen, werden angedacht. Die Durchsetzungsquote der Forderungen betrug in Deutschland bisher 80 Prozent, ein historisch hoher Wert. Auf der anderen Seite werden die Unternehmen diese Kostensteigerungen in ihre Abgabepreise überwälzen, was den Rückgang der Inflation weiter behindern dürfte.

An den Finanzmärkten wird diese Entwicklung mit einiger Sorge gesehen, denn sie führt zu weiter steigenden Zinsen. So kletterten die Renditen der 10-jährigen Bundesanleihe auf neue Rekordniveaus von mehr als 2,7 Prozent. Steigende Zinsen sind Gift für die Konjunktur und für die Aktienmärkte. Der Dax verharrte jedoch unbeeindruckt in einer Handelsspanne über 15.000 Punkten. Aus der Handelspolitik gab es zur Abwechslung in dieser Woche mit der Einigung im europäisch-britischen Handelsstreit über Nordirland auch mal gute Nachrichten. Eine wieder kooperativere Haltung aus dem Vereinigten Königreich ist auch bitter nötig, denn die Volkswirtschaft ist als Handelspartner nicht nur für Deutschland mächtig hinter anderen Ländern zurückgefallen. Der Wechselkurs des britischen Pfundes reagierte dementsprechend auch nicht euphorisch – zu groß sind die wirtschaftspolitischen Aufgaben, um die britische Wirtschaft wieder fit zu machen.

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