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Geopolitik und Konjunktur

Ein Marktkommentar von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.

Geopolitik und Konjunktur bestimmten die Kurse an den Finanzmärkten in der abgelaufenen Börsenwoche. In der Woche des Jahrestages der russischen Invasion rückte der Krieg in besonderer Weise wieder in den Fokus der Marktteilnehmer. Für Unruhe sorgten insbesondere Berichte über mögliche Waffenlieferungen aus China nach Russland. Da eine solche Unterstützung der militärischen Aggression wirtschaftliche Sanktionen gegenüber China nach sich ziehen würde, zeigte sich zur Wochenmitte eine gewisse Nervosität an den Aktienmärkten. Jedoch wird ein solches Szenario angesichts der hohen ökonomischen Kosten, die ein solches Vorgehen auch für China bedeuten würde, immer noch als recht unwahrscheinlich eingeschätzt. Die Woche verdeutlicht wieder einmal, dass der russische Krieg in der Ukraine jederzeit weiteren enormen Einfluss auf das wirtschaftliche Geschehen nehmen kann. Trotzdem reagierten die Marktteilnehmer auf die gemeldeten Konjunkturdaten positiv.

Die aktuellen Stimmungsumfragen für den Euroraum zeigen, dass die Unternehmen einen übertriebenen wirtschaftlichen Pessimismus ablegen und wieder zuversichtlicher in die Zukunft schauen. Neues gab es auch von der Inflationsrate. Allein eine statistische Revision bewirkte, dass die Teuerung im vergangenen Jahr im Durchschnitt nicht mehr bei 7,9, sondern ‚nur‘ noch bei 6,9 Prozent lag. Was wie Schönrechnerei aussieht, ist tatsächlich eine Übung, die alle fünf Jahre stattfindet. Dann nämlich wird regelmäßig der Warenkorb der privaten Haushalte, welcher der Preismessung zugrunde liegt, aktualisiert. Da die Verbraucher über die Jahre meist zu günstigeren Gütern überwechseln, ist das Ergebnis regelmäßig eine Abwärtskorrektur der vergangenen Inflationsraten. Trotzdem: Auch knapp 7 Prozent sind zu viel. Daher wird die Europäische Zentralbank an ihrem Kurs festhalten und die Zinsen weiter anheben.

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