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Die beste Mannschaft verlässt das Turnier

Liebe Fußballfreunde,

jetzt ist es passiert. Die beste Mannschaft Europas ist aus dem Turnier ausgeschieden. Dabei waren wir gestern in Topform – bis auf ein paar Spieler, auf die wir aber jetzt nicht näher eingehen wollen. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Aber es ging ja los wie die Feuerwehr. Gleich nach der ersten Ecke hat Hummels das 1:0 quasi auf dem Schienbein und tunnelt Buffon, aber Pirlo kann auf der Linie klären. Wenig später lenkte der Ex-Wolfsburger Barzagli eine Boateng-Flanke fast ins eigene Netz, da hätte es schon mindestens 1:0 stehen können – spätenstens aber bei Kroos‘ Schuss zwei Minuten später, denn Buffon gerade so noch erwischte. Doch dann kam Italien, erst völlig ungefährlich mit Distanzschüssen von Montolivo (17.) und Cassano (18.), dann wurde es ernst. Scheinbar kann es immer nur einen Super-Mario auf dem Platz geben – und wenn, dann war der gestern blau (zunächst nur von der Trikotfarbe her). Eine zugegebenermaßen nicht ganz schlecht geschlagene Flanke nickte Balotelli in der 20. Minute jedenfalls zur 1:0-Führung für Italien ein, was zu diesem Zeitpunkt des Spiels alles andere als verdient war. Und Jogis Jungs machten sogar munter weiter, in der folgenden Viertelstunde sorgten Özil, Kroos, Podolski und Khedira für einige Schweißperlen auf Buffons Stirn. Doch dann kam wieder dieser Balotelli. Mitten im deutschen Anrennen auf das italienische Tor rutschte Montolivo eine Befreiungsschlag über den Schlappen und landete zufällig bei Italiens Skandalstürmer. Der wiederum wusste wohl nicht, wohin mit dem Ball, und drosch ihn einfach wild auf den deutschen Kasten – und das hat sogar funktioniert. Es muss so gewesen sein, anders kann man es sich nicht erklären, dass der Mann zweimal goldrichtig gestanden und dann auch noch alles richtig gemacht hat. Zu allem Überfluss hatten die Azzurri nun auch noch Oberwasser bis zur Pause.

In der Halbzeit wurde gewechselt. Reus und Klose kamen für Gomez und Podolski aufs Feld und machten gleich von Anfang an Druck. Die ersten zehn Minuten gehörten den Deutschen, aber Reus, Lahm, Özil und Khedira konnten allesamt den Ball nicht im gegnerischen Netz unterbringen – woran allerdings teilweise auch der wieder einmal überragende Buffon seinen Anteil hatte. Ab der 60. Minute stellte Italien auf Abwehr um. Erst ging Cassano, dann musste auch der völlig verkrampfte Balotelli den Platz verlassen. Wie sagt man so schön: „Der Muskel hat zugemacht.“ Aber das kann schon mal vorkommen, wenn man aus den Waldläufen im Training eher einen Spaziergang macht und einem dadurch ein wenig die Fitness fehlt. Wenig später erhöhte Jogi dann mit Müller für Boateng den Offensivdruck, die neue Dreierkette ließ allerdings hier und da einen Konter durchrutschen, das ist ja normal. Außerdem gibt es eben Spieler wie Diamanti oder di Natale, die kann man ruhig mal schießen lassen – auch wenn statt dem Tor ein LKW auf der Grundlinie steht, da passiert nichts. Leider hatte Buffon auf der anderen Seite seine Vorderleute sehr gut im Griff und war hellwach, sodass auch unsere Offensivabteilung nichts Zählbares mehr zustande brachte – bis zur 92. Minute, als Özil einen Handelfmeter zum hochverdienten 1:2-Anschlusstreffer verwandeln konnte. Da warfen unsere Jungs noch einmal alles nach vorne und fast hätte sich auch noch Manuel Neuer auf dem Tableau verewigt, als er – wie Jens Lehmann ’97 gegen Dortmund – mit nach vorne ging, um mit aller Macht noch das 2:2 zu erzwingen.

Aber der Schiedsrichter, der zehn Minuten vor Schluss schon ein meterweites Abseits der Italiener nicht geahndet hatte, gönnte uns die zusätzliche Minute Nachspielzeit nicht und somit blieb es dabei, dass wir offensichtlich in Pflichtspielen gegen die großen Mannschaften irgendwie immer das Nachsehen haben. Macht aber nichts. Kopf hoch, dafür holen wir uns in zwei Jahren an der Copacabana den Weltmeistertitel! Denn dass die Gastgeber sich früh verabschieden, hat sich ja während der letzten Turniere so eingebürgert – und damit wäre das erste Problem schon gelöst. Jetzt können wir jedenfalls am Sonntag ein wenig wehmütig, aber völlig entspannt das Finale anschauen.

Übrigens: Es gab beim EM-Tippspiel gestern tatsächlich zwei Spieler, die elf Punkte abgeräumt haben… Wir verraten aber nicht, wer das war.

Nachtrag: Unsere Sparkassen-Mannschaft kämpft übrigens beim S-Cup in Osterburg gerade für Jogis Jungs weiter um den Turniersieg. Es ist zwar nicht ganz die EM, aber immerhin.

Benjamin Beck

Benjamin Beck

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