Zum Inhalt springen

Beim Privatkredit endet oft die Freundschaft

Ein kurzer finanzieller Engpass: Das nächste Gehalt ist noch nicht da, das letzte für eine größere Anschaffung schon ausgegeben – und dann geht das Auto oder die Waschmaschine kaputt. Viele greifen zur kurzfristigen Überbrückung auf einen Privatkredit von Freunden oder der Familie zurück. Das jedoch hat seine Tücken.

Es geht um eine überschaubare Summe, und ganz sicher will man das Geld innerhalb der kommenden Wochen zurückzahlen. Dann muss man nicht unbedingt ein Darlehen bei der Bank aufnehmen. Wer gute Freunde oder eine Familie hat, wird sich sicherlich dort einige hundert oder sogar wenige tausend Euro leihen können.

Das hat auf den ersten Blick einige Vorteile:

  • Wenn man privat Geld leiht, muss nicht erst eine Schufa-Auskunft eingeholt werden.
  • Der Verleiher verlangt bestenfalls keine Zinsen.
  • Man muss üblicherweise keine Sicherheiten bieten.

Privatkredit nur mit Vertrag

Aber: Beim Geld hört die Freundschaft auf, heißt es nicht von ungefähr. Zwar leiht einem vielleicht jemand problemlos Geld – aber es kann bei der Rückzahlung zu Problemen kommen. Möglicherweise braucht derjenige, der das Geld verleiht, die Summe schneller zurück, als er selbst gedacht hatte. Oder der vereinbarte Rückzahlungstermin verstreicht, ohne dass man genug zur Seite gelegt hat, um seine Schulden zu begleichen. Dann wird dies die Beziehung belasten. Davon abgesehen hilft in dieser Situation kein Ombudsmann weiter.

Darum sollte man, wenn man privat Geld leiht oder verleiht, immer einen Vertrag aufsetzen. Damit senkt man das Risiko, dass es zu Streit kommt. Gut zu wissen: Sie brauchen nicht zwingend einen Experten, um solch ein Schriftstück aufzusetzen. Aber: Je größer die Summe ist, die Sie leihen oder verleihen, desto eher sollten Sie sich Rat von Fachleuten einholen. Geht es nur um kleine Summen, ist es wichtig, dass Sie die Rahmendaten festhalten und beide mit ihrer Unterschrift bestätigen, dass Sie sich an das Vereinbarte halten werden.

Was Sie beachten sollten

Im Vertrag sollte mindestens stehen:

  • Wer leiht wem Geld?
  • Um welche Summe geht es dabei?
  • Bis wann muss sie zurückgezahlt sein?
  • Fällt dafür ein Zins an und, falls ja, in welcher Höhe? Wann wird er fällig?
  • Wird die Summe in einem zurückgezahlt oder in Raten?
  • Was soll passieren, wenn die Rückzahlungstermine nicht eingehalten werden?

Wem das zu viel Bürokratie ist, der sollte zumindest das Geld nicht bar übergeben, sondern es mit dem Stichwort „Privatkredit“ überweisen oder sich den Erhalt von Bargeld auf einer entsprechenden Quittung bestätigen lassen. Damit ist mindestens klar, dass wirklich Geld übergeben wurde und dass es sich nicht um eine Schenkung handelt.

Wo der steuerliche Haken ist

Abgesehen davon, dass wegen Geld schon viele Beziehungen zerbrochen sind, sollte man auch die steuerliche Seite bedenken: Zinsen aus einem Privatkredit müssen versteuert werden. Werden dagegen keine Zinsen verlangt, könnte das Darlehen als Schenkung verstanden werden – und auch das kann steuerliche Konsequenzen haben. Darum sollte man zur Sicherheit mit dem Steuerberater sprechen, bevor man einen Vertrag für einen Privatkredit aufsetzt.

Wollen Sie einem Freund oder einer Freundin Geld leihen, sollten Sie sich über diese Punkte im Vorfeld Gedanken machen: Warum hat man gerade Sie angesprochen? Wäre es nicht einfacher, bei der Bank Geld zu leihen? Stellt sich heraus, dass die Bank dem Schuldner aufgrund seiner Lebenssituation nichts leihen möchte, sollten Sie sich gut überlegen, ob Sie ihm das Geld zur Verfügung stellen wollen.

Kein Kredit ohne Sicherheit

Selbst mit Vertrag ist man nicht zweifelsfrei davor gefeit, dass der Schuldner das Darlehen nicht zurückzahlt. Ist jemand privatinsolvent, wird kein Geld da sein, um einen Kredit abzulösen. Darum sollte man über Sicherheiten nachdenken, selbst wenn einem das merkwürdig vorkommt. Das kann beispielsweise ein Gemälde sein oder ein Fernseher. Legt man sich auf eine Sicherheit fest, sollte diese auch im Vertrag erwähnt werden. Denken Sie weiter: Wird Ihnen der Schuldner im Zweifelsfall die Sicherheit wirklich freiwillig übergeben? Falls Sie daran zweifeln, sollten Sie zumindest bei großen Summen beim Notar ein Schuldanerkenntnis unterschreiben lassen. Sonst könnte es schwierig werden, an die Sicherheit zu kommen, falls der Schuldner das geliehene Geld nicht zurückzahlt.

Benjamin Beck

Benjamin Beck

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*